Copyright b.d. Autorin E. C. H. die Falkin   jedwede Verwendung, Vervielfältigung und Publikation ohne Zustimmung der Autorin ist verboten

 

„Nun also hört, worüber ich mit euch sprechen will. Wie ich sah, seid ihr mit einem ansehnlichen Tross eingetroffen. Wie viele Männer werden es wohl sein? Siebzig, achtzig? Und dazu noch alle zu Pferde!“

„Dreiundachtzig Kämpfer, Rudo und ich nicht mitgezählt!“ Konrads herbe Miene glättete sich prompt. Die Erleichterung darüber, dass Berengars Wut verraucht zu sein schien, war ihm anzusehen, noch dazu fing er zu grinsen an.

„Ich kann´s nicht verhehlen, Berengar, dein Interesse an unserem Gefolge weckt meine Neugier, schließlich ist mir deine Wesensart nicht fremd! Eine solche Frage stellst du nicht von ungefähr! Du führst doch etwas im Schilde?“

Als hätte es nie ein Zerwürfnis gegeben, fuhr der Falke frohgemut in seiner Erklärung fort.

Er blickte kurz auf, als Fredo mit engelsgleicher Unschuldsmiene - von Umberto dicht gefolgt – zurückkehrte. Zufrieden nahm er den geleisteten Gehorsam seines Gefolgsmanns zur Kenntnis, und sprach sogleich weiter, ohne den beiden weiter Beachtung zu schenken, die sich wieder zu ihnen ins dampfende Wasser gesellten.

„Nun, damit ihr versteht, worum es bei der ganzen Sache geht, muss ich ein wenig ausholen. Also, hört: Es begann damit, dass vor geraumer Zeit sich bei Hof das Gerücht immer mehr verdichtete, dass von walisischen Landen ausgehend eine Rebellion gegen den König angezettelt würde. Eine Rebellion, an der auch ein abtrünniger Normanne mit Namen Alicante de Veille maßgeblich beteiligt sein soll. Und weil William um die Heimtücke und Arglistigkeit dieses Schurken weiß, entschloss er sich zum Handeln. Er durfte nichts riskieren, und war auch nur ein Hauch von all dem wahr, drohte dem Reich große Gefahr. Ihr werdet es ja wohl vernommen haben, denn es ist wahrlich kein großes Geheimnis, dass die unterworfenen Angelsachsen William lieber heute als morgen los wären. Sie warten bloß auf eine günstige Gelegenheit, um loszuschlagen. Was käme ihnen da gelegener, als eine neue Front, die sich irgendwo unerwartet auftut. Viele, die jetzt dem König Treue vorheucheln, würden die Gunst der Stunde nutzen und sich ohne zu zögern gegen William wenden. Allein schon deshalb kann er eine Bedrohung seiner gegen Norden vordrängenden Truppen nicht tolerieren.  Um diese Gefahr zu bannen, entsandte mich William hierher. Kaum, dass wir den Offa`s Dyke überschritten, mehrten sich die Hinweise, dass das Gerücht nicht bloß ein Gerücht ist, im Augenblick jedoch will ich nicht näher darauf eingehen. De Veille jedenfalls floh mit seiner Horde, ehe wir ihm nachsetzen konnten. Allerdings brauchte es nicht viel Geschick, um rasch herauszufinden, dass sich der Schurke im Norden,  im Grenzland von Corwen festgesetzt hat, einem Herzogtum, das, seitdem der Fürst unter merkwürdigen Umständen zu Tode gekommen ist, von seiner Witwe, einem schwachen Weib, regiert wird. Es bedarf wahrlich keiner besonderen Vorstellungsgabe, um zu ahnen, dass dort reichlich verworrene Machtverhältnisse herrschen. Noch könne die Herzogin auf die tatkräftige Unterstützung einiger Verbündeter vertrauen, die ihr die Treue halten - so erfuhr ich aus glaubhafter Quelle - aber die Schar derer, die Macht und Besitz in Corwen an sich reißen oder unter sich aufteilen wollen, wächst ständig, und in gleichem Maße auch die Gefahr, die von diesen Männern ausgeht. Dabei wenden sie eine – zugegebener Maßen - schlaue Taktik an: Sie lassen de Veille im Süden wüten, ohne ihn an den Raubzügen zu hindern. Seelenruhig sehen sie zu, wenn er brandschatzend, mordend und plündernd durchs Land zieht, und nichts als verbrannte Erde seinen Weg markiert. Schon gärt es im Volk, jede neue Gräueltat des in der Zwischenzeit allerorts gefürchteten Schächers schürt die Wut der Menschen. Es fehlt nicht mehr viel, und der verzweifelte Hass lässt sie ihre Angst vergessen.“

Der Jüngere der beiden d´Hauteville-Brüder räusperte sich. „Schön und gut, aber noch erkenne ich nicht, was das alles mit uns zu tun hat.“

Berengar lächelte. „Sieh an, sieh an! Wie eh und je strotzt du vor Ungeduld, und deine Oberflächlichkeit hindert dich  am klaren denken. Ha, wie sehr erinnert mich das an unsere gemeinsam verbrachten Jahre! Betrachte ich hingegen deinen  Bruder, deucht mir, als deute er das Gehörte richtig.“

Ein Außenstehender hätten in le Faucons Grinsen blanken Hohn vermuten können, aber die zwei Brüder wussten, wie es gemeint war. Konrad erwiderte Berengars herausfordernden Blick mit gleicher Miene. „Du irrst nicht, Berengar, ich ahne, worauf du hinaus willst. Aber sprich weiter, ich brenne darauf noch mehr Einzelheiten zu erfahren.“

„Wohlan, und für dich, Rudo, will ich´s auf den Punkt bringen: Es spricht sich im Grenzland bereits wie ein Lauffeuer herum, dass es Normannen sind, die das Volk schänden, die es ausbluten lassen und die all die Gräueltaten verüben, und mit ein paar klug ausgestreuten Gerüchten lässt sich das einfache Volk rasch gegen uns Normannen aufwiegeln. Brüllt die Masse erst einmal von blindem Hass getrieben nach Vergeltung, müssen spätestens zu diesem Zeitpunkt auch jene Adeligen sich dem Druck beugen, die bis jetzt neutral oder pro William eingestellt waren. Nicht einmal der Mächtigste unter ihnen könnte es dann mehr riskieren, offen für einen Pakt mit England unter normannischer Herrschaft einzutreten. Und genau darin liegt nun das Problem. Es geht schon längst nicht mehr um de Veille alleine. Vielmehr gibt es unter den Gebietsherren im Nordosten einige Unruhestifter, die – wie ich zuvor schilderte - de Veille benutzen und ihn die Drecksarbeit machen lassen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen, deren Macht und Einfluss jedoch nicht unterschätzt werden darf. Allesamt sind es Männer von hohem Rang, die mehr oder weniger offen gegen William auftreten. Ich gedenke diesen Aufrührern eine Lektion zu erteilen, die sie ein für alle mal die Lust an der Kriegstreiberei verlieren lässt. Es steht einiges auf dem Spiel, zum einen für mich und meine Männer - kein Zweifel - aber das ist von geringer Bedeutung, weit mehr Nutzen oder Schaden jedoch birgt die Angelegenheit für unseren König. Ich gehe bei der Lösung dieser heiklen, wie eminent wichtigen Aufgabe mit Nachdruck voran, und ich verhehle meine Genugtuung darüber nicht, dass sich bereits ein gewisser Erfolg eingestellt hat. Es gelang mir, einige walisische Adelige für diese Sache zu gewinnen, erst vor zwei Tagen schlossen wir eine Allianz. Sie alle sicherten mir Unterstützung im Kampf gegen die Verräter zu, und obgleich jeder von ihnen einen Eid darauf schwor, traue ich ihnen nicht über den Weg, deshalb ist jeder Krieger, in dessen Adern normannisches Blut fließt und der sich meinem Banner anschließen würde, eine willkommene Hilfe. Ich frage euch also: Wäret ihr Willens, euren Tross dem meinen einzuverleiben und an meiner Seite in eine Schlacht zu ziehen, und das in absehbarer Zeit?“

                Rudo und Konrad schauten einander prüfend in die Augen. Sie besprachen sich stillschweigend mit Blicken, danach wandten sie beide Berengar die Gesichter zu. „Wie mächtig ist der Feind?“

Der Falke lachte gehässig auf. „Beeinflusst das etwa eure Entscheidung?“ Rudo d´Hautevilles Fingerkuppen trommelten gegen die Bretterwand des Bottichs. „Keineswegs, Berengar, allerdings ließe sich daraus ableiten, wie groß der Spaß an der Sache sein wird.“

„Heißt das, dass ihr mitmachen wollt?“ De Ridgrove geriet über die unerwartet rasche Zusage in freudige Unruhe. „Ja, mein Bruder, genau das heißt es! Hast du gedacht, wir lassen dich im Stich? Obendrein wäre es nahezu sündhaft, sich ein solch unterhaltsames Scharmützel  entgehen zu lassen.“

„Vorsicht, Rudo: Das Scharmützel – wie du es nennst - tragen wir mit drei- bis viertausend Mann aus, wenn uns das Glück hold ist! Wenn nicht, stehen wir einem gewaltigen Heer gegenüber. Noch ist nicht abzusehen, ob unser Vorstoß für das verräterische Pack auch tatsächlich überraschend kommt oder nicht, doch die vorhin überbrachte Nachricht lässt gutes hoffen. Ihr müsst wissen, jene Kuriere, von denen zuvor die Rede war, waren auf dem Weg, die Aufrührer zu warnen. Nun, da sie mit zerschmetterten Gliedern tot im Fluss treiben, ist die Gefahr – dass der Feind einen mehrere tausend Mann starker Schlachthaufen mobilisiert, fürs erste abgewendet.“

Konrad, von der möglichen Stärke des feindlichen Heeres doch etwas überrascht, stieß die Luft zwischen den gespitzten Lippen aus den Lungen.

„Nun, daran gemessen, wird es also ein beachtlicher Spaß werden, kann man doch einen Schlachthaufen von drei- bis viertausend Mann gewiss keine Bagatelle nennen. Wie viele Krieger bietest du dagegen auf?“

„Auf jeden Fall anderthalb tausend, mein eigenes Banner, die Krieger von Sir Richard of Darrham und Sir Robert, dem Earl of Montfort. Beide schätze ich als ehrenhaft genug ein, zu ihrer Zusage zu stehen. Des weiteren handelt es sich bei Lady Isobel von Corwen um Sir Richards Schwägerin, allein um ihr zu helfen, wird der Herzog die versprochenen Kampfverbände stellen, und Sir Robert wiederum ist durch enge Freundschaftsbande mit Darrham an sein Wort gebunden. Er würde es nicht wagen, seinen langjährigen Freund durch einen Wortbruch zu brüskieren. Halten all die anderen auch ihr Wort, führe ich einen Schlachthaufen an, der dem des Feindes in Größe und Kampfkraft in nichts nachstehen wird. Von Lord Richard weiß ich, dass die Armee der Rebellen knapp zur Hälfte aus Reitertruppen besteht, der Rest sind Fußsoldaten, Kriegsknechte und rekrutierte Bauern, so behauptet er jedenfalls. Nun, man wird sehen.“

„Du scheinst dir deiner Sache sehr sicher, doch musst du nicht fürchten, dass der eine oder andere der Verbündeten wortbrüchig wird?“

De Ridgrove zuckte die Achseln. „Nun, ich bot ihnen eine verlockende Gegenleistung für ihre Hilfe an, die sie wohl kaum ausschlagen werden“, erklärte er gleichmütig, und ein selbstzufriedenes Grinsen lag auf seinen Zügen.

„Das klingt ganz nach einem ausgefuchsten Schachzug, Berengar! Herrgott, es ist erstaunlich, aber du hast dich in keiner Weise geändert“,  rief Rudo freudig aus und klatschte begeistert in die Hände.

Konrad hingegen konnte die Euphorie seines jüngeren Bruders nicht recht teilen. „Und wenn sie dein Angebot doch ausschlagen? Was, wenn sie dir im letzten Augenblick den versprochenen Beistand verweigern?“

De Ridgrove verzog verächtlich die Mundwinkel. „Was machte das schon aus? Kein Normanne würde je von seinem Vorhaben abrücken, bloß, weil der Feind übermächtig scheint! Und bei Gott, ich werde gewiss nicht der erste sein, der mit diesem Prinzip bricht. Mag sein, dass ich die Angriffstaktik ändere, sollte dieser höchst unwahrscheinliche Umstand eintreten, den du herbeiredest wie ein lamentierendes Weib, aber das schreckt mich nicht! Ich kenne den unbeugsamen Mut und den Kampfeswillen meiner Waffenbrüder. Jeder einzelne von ihnen nimmt es leicht mit ein paar walisischen Söldnern auf, also gleicht sich´s wieder aus. Verdammt, Konrad, ich vermisse dein Vertrauen in unseren Schlag. Was ist los mit dir? Bist du in all den Jahren gar feige geworden?“

Konrad D´Hauteville lächelte hölzern, obgleich ihn de Ridgroves kühne Zurechtweisung erzürnte. „Du urteilst reichlich unverschämt, Berengar! Allein, ich will keinen Streit mit dir, darum sehe ich über diese Beleidigung großzügig hinweg. Fest steht, dass ich nicht mehr der junge Hitzkopf bin wie früher, jetzt wäge ich die Umstände sehr genau ab, bevor ich mich entscheide, aber es mag durchaus sein, dass ich tatsächlich etwas vorsichtiger geworden bin!“

„Pah, du redest wie ein Greis! Wenn das deine Ansicht ist, wie gedenkst du, in Sizilien Land zu erobern? Durch fromme Reden etwa? Glaubst du, dass die Sarazenen dir ihr Gebiet kampflos überlassen? Oder hoffst du, von le Vissart mit einem großzügigen Anteil seiner Eroberungen beschenkt zu werden?“ „Ja, ja, schon gut“, warf Konrad besänftigend ein. Er spürte, dass die harmonische Stimmung abermals zu kippen drohte, würde er nicht einlenken. „Verrate uns lieber, für wann du den Feldzug geplant hast?“

Ohne das Gesicht von Konrad abzuwenden, schaute de Ridgrove Rudo an und grinste. „Dein kleiner Bruder hier hat meinen Zeitplan ein wenig durcheinander gebracht. Mit der zerschmetterten Schulter in die Schlacht zu ziehen, wäre unklug, also verschiebt sich der vorgesehene Zeitpunkt um zwei bis drei Wochen. Wir werden nun an Samhain[1] zuschlagen. Es gibt wohl keinen  trefflicheren Zeitpunkt als diesen, das Rebellenpack von seinem irdischen Dasein zu erlösen, wenn die Pforten ins Totenreich offen stehen. Der Weg in die alles versengenden Höllenfeuer lässt sich da am leichtesten beschreiten. Sollen die Hunde dort schmoren bis in alle Ewigkeit!“

Aiman brach bei Berengars Worten in Gelächter aus. „Verflucht, und du nennst mich einen Heiden? Sei bloß auf der Hut, dass der Abt nicht deine gottlosen Reden hört! Herrgott, er ächtete dich auf der Stelle.“

In de Ridgroves Gesicht stand die Erheiterung zu lesen. Die Lachfältchen um die Augen kerbten sich tief, als er wie ein frecher Bengel nach einem gelungenen Streich zu grinsen anfing.

„Damit wird sich der Abt dann wohl beeilen müssen, er hat nur mehr einen knappen Monat dafür Zeit! Aber Spaß beiseite, ich habe diesen Zeitpunkt bereits vor dem kleinen Missgeschick ins Auge gefasst, als mir zu Ohren kam, dass  sich die Verräter Ende Oktober zu einem geheimen Treffen in der Festung Lianfyllin, weit im Osten, zusammenfinden werden, was mir den Vorteil verschafft, dass jene, welche die Westachse bilden - also Dyffrys, Barmount und Clunfield – weit weg sind von zu hause, und damit auch von ihren Truppen. Sie werden nur mit einem relativ kleinen Tross unterwegs sein, schließlich rechnen sie mit keinem Angriff.“

„Steht der Abt eigentlich auch auf deiner Liste“, platzte Rudo mit seiner Frage plötzlich heraus. Er hielt den Kopf schief und harrte blinzelnd der Antwort.

„Und ob, sogar ganz oben! Auch er ist einer jener, die gegen William Stimmung machen,  und ebenso der Sheriff von Ogmore Vale, Driscoll Demornay. Und weil man nicht weiß, wer auf wessen Seite steht, wäre es am klügsten, ihr redet nicht über die Sache, wenn ihr euch nicht absolut sicher seid, dass euch keiner belauscht. Ich kann also auf eure Hilfe zählen?“

                „Darauf kannst du Gift nehmen, Berengar! Es ist Ehrensache, für William in den Kampf zu ziehen, nicht wahr, Konrad?“ „Ja, ihr beide habt mich überzeugt!“

Aufs höchste zufrieden, lehnte sich de Ridgrove an die Planken und nahm einen kräftigen Schluck Clarêt zu sich.

„Mmmh, da fällt mir eben etwas ein“, rief Berengar und verschluckte sich, weil er den Becher zu hastig geleert hatte.  Er wischte mit dem Handrücken Mund und Kinn trocken und kicherte verschlagen. „Freunde, mir kam eben eine geniale Idee in den Sinn!“ 

Fredo und Emmerald wechselten einen vielsagenden Blick, und auch die anderen Gefährten lauschten hellhörig. Seit ihrem Eintreffen auf Glynfarn hatten sie de Ridgrove nicht mehr in solch euphorischer Stimmung erlebt wie eben, und nicht einmal die Schmerzen, die ihm der Knochenbruch bereiten musste, vergällten ihm seine gute Laune.

Die Kampfeslust ihres Anführers war keinem von ihnen fremd, und stand wie jetzt ein Feldzug bevor, war le Faucon in seinem Element. So umsichtig er in der Planung vorging, sosehr gierte der Falke nach der bewaffneten Herausforderung, die er um keinen Preis der Welt  hätte ausschlagen wollen.

„Lass hören, Falke, was schwebt dir vor?“ Geolfried lehnte sich mit verschränkten Armen über den Rand des Bottichs, in dem er hockte, und rieb sich mit dem Daumen das bärtige Kinn.

„Gemach, gemach! Erst muss ich meine beiden Freunde aus der Heimat noch etwas fragen: Könnte sich einer von euch beiden vorstellen, für immer hier zu bleiben? Ich meine nicht als mein Gast auf Glynfarn, sondern als Bannerherr, ausgestattet mit Macht und Ansehen, im Besitz von Ländereien, wildreichen Wäldern, von kristallklaren Flüssen, aus denen einem die Fische von selbst ins Maul springen, weil es so viele sind, von einer den Schilderungen nach nicht allzu leicht einnehmbaren Festung hoch droben auf einer gigantischen natürlichen Motte, mit weiter Sicht ins Land? Und zu all dem lockt als Draufgabe noch ein zartgliedriges, bildschönes junges Weib mit flachsblondem Haar, das wie ein fein gesponnener Schleier ihren biegsamen Leib umhüllt. Strahlende, blaue Augensterne leuchten in diesem lieblichen Antlitz, dabei ist die Jungfrau schüchtern und tugendhaft und zudem noch begütert.“

De Ridgrove lehnte sich lächelnd zurück. Er wusste, er hatte bei den Freunden aus der Heimat das Interesse geweckt. Einen derart verlockenden Köder mussten sie schlucken.



[1] Keltisches Fest der Toten und der Anderswelt, Beginn des neuen Jahres, in der Nacht vom 31.Oktober auf 1.November, wird heute noch als Halloween gefeiert; Die alten Völker glaubten an die Reinkarnation, darum ist Samhain kein Fest der Trauer, wie im christlichen Glauben, sondern ein Fest des ehrenden Angedenken und der Vorbereitung auf ein neues Leben, aber auch auf das dunkle Jahr (Winter); Der Mythologie nach ist ein Übertritt zwischen dem Diesseits u. Jenseits an Samhain möglich, weil die Grenzen zwischen hier und der Anderswelt durchlässiger sind als sonst;